Im September 1307 beschloss der französische königliche Rat, die Mitglieder des Ordens der Tempelherren („die Templer“) zu verhaften. Dieser geistliche Ritterorden, der 1199 gegründet wurde, um die „Ungläubigen“ in Palästina zu bekämpfen, war ausgesprochen reich und betrieb mit Feuer und Schwert seine Politik während der Kreuzzüge. Die Feinde der Templer verbreiteten Gerüchte, dass die Ritter den Teufel im Bild des Baphomet-Idols verehrten, Säuglinge verbrannten, blutige Orgien arrangierten usw. Philipp IV. (Der Schöne), König von Frankreich, der lange davon geträumt hatte, das Eigentum des Ordens in die Hände zu kriegen, versäumte es nicht, die Gelegenheit zu nutzen. Im September 1307, mit dem Segen des Papstes, wurde ein Reskript über die Verhaftung der Templer unterzeichnet (zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte die Zahl der Ordensmitglieder 20.000). Drei Wochen lang wurden die Vorbereitungen für diese beispiellose Polizeiaktion streng geheim gehalten. Königliche Beamte, Militärkommandanten und lokale Inquisitoren wussten bis zum letzten Moment nicht, was sie tun sollten: Anweisungen wurden in versiegelten Paketen versandt, die erst am Freitag, den 13. Oktober, geöffnet werden durften. Die Templer wurden überrascht. Niemand dachte an Widerstand. Zahlreiche Verbrechen gegen Religion und Moral wurden ihnen zugeschrieben: Blasphemie und Verzicht auf Christus, der Kult des Teufels, Sodomismus und andere Perversionen. Die Hinrichtung von 54 Templern, die auf ihre erzwungenen Geständnisse verzichteten, wirkte sich entsprechend auf die anderen Zeugen aus und entmutigte sie, sich zur Verteidigung des Ordens zu äußern.
Die gerichtliche Untersuchung dauerte sieben Jahre. Im Mai 1312 wurde der Templerorden durch Beschluss des Kirchlichen Gerichts aufgelöst. Sein Eigentum – etwa 50 Millionen Taler – wurde beschlagnahmt. Im März 1313 wurde der Großmeister des Templerordens, Jacques de Molay, in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Igor Dzhokhadze. Die kriminelle Chronik der Menschheit
Übersetzt von Jelisaweta Owtschinnikowa